Für
alle meine Gedanken und Handlungen gibt es einen Grund, nämlich die Erwartung
eines für mich günstigen Ergebnisses. Wenn ich Tagträume, erwarte ich
vielleicht, der Langeweile zu entgehen oder zu erleben, dass meine Vorstellung
Wirklichkeit wird. Vielleicht erwarte ich tieferes Wissen, Bewusstsein oder
gesteigertes Denkvermögen. Oder ich mache mir Sorgen, um mich davon zu überzeugen,
dass ich ein verantwortungsbewusster Mensch bin. Es gibt die verschiedensten Wünsche
und Erwartungen, sogar solche, die ich nicht gerne eingestehen möchte.
Manchmal
bin ich getrieben vom Wunsche nach Geld und Besitz; dann sind meine Gedanken und
Handlungen darauf gerichtet.
Ich mag getrieben sein durch ein Bedürfnis nach Applaus und
Zustimmung.
Ich möchte den anderen gefallen.
Oft bin ich durch den Drang motiviert, recht zu haben. Ich mag es gar nicht, dass
meine Ansichten und Handlungen als falsch eingestuft werden.
Manchmal
ist der Wunsch nach Vergnügen die Triebfeder; das Leben soll mir etwas bieten
und mich befriedigen. Doch der stärkste Antrieb für meine Gedanken und
Handlungen ist meine Sehnsucht nach Liebe.
Wenn
ich mich geliebt weiß, habe ich wenig Verwendung für Geld. Manchmal gibt es
mir zwar ein Gefühl der Sicherheit, aber nicht entfernt so nachhaltig wie es
die Liebe vermag.
Wenn
ich mich geliebt weiß, brauche ich Applaus und Zustimmung nicht; Liebe ist an
sich schon
Beifall und
Zustimmung.
Wenn
ich mich geliebt weiß, brauche ich nicht recht zu haben. In Gegenwart eines
Menschen, der mir seine Liebe schenkt, brauche ich mich meiner Fehler nicht zu
schämen; ich schätze es sogar, wenn er mich liebevoll auf sie aufmerksam
macht.
Wenn
ich mich geliebt weiß, gibt es für mich kein größeres Vergnügen; andere
Vergnügen sind fade oder lediglich ein Mittel, meiner Liebe Ausdruck zu
verleihen und Liebe zu erleben.
Nichts
befriedigt tiefer als Liebe. Wenn ich mich geliebt weiß, so bin ich zufrieden,
jedoch nicht
selbstgefällig.
Ich werde weiterhin zu Gedanken und Handlungen angetrieben, habe Ziele, Ideale,
sogar Ehrgeiz. Aber meine Ziele und mein Ehrgeiz sind nicht mehr Ausdruck der
Unsicherheit; ich
brauche
niemandem mehr etwas zu beweisen.
Wenn
ich mich geliebt weiß, sehe ich mich zu liebevollem Handeln veranlasst. Ziele
und Ehrgeiz sind Ausdruck meines Bedürfnisses, Freude zu geben und zu teilen.
Liebe
ist eine Überlebensfrage. Ich brauche Liebe oder einen Liebesersatz, buchstäblich
um überleben zu können. Viel zu viele Menschen sind aus Mangel an Liebe
gestorben. Für Liebe gibt es mannigfaltigen Ersatz: Macht, Geld, materiellen
Besitz, Popularität und Ruhm. Sogar Abscheu und Hass sind Liebesersatz. Jede
Form markanter Beachtung kann als Liebesersatz dienen.
Liebesersatz
befriedigt indessen nicht wirklich. Bestenfalls bietet er nur zeitweilige Betäubung
und
ruft wie ein
Rauschgift nach Steigerung. Ist Macht mein Liebesersatz, so brauche ich heute
mehr davon als gestern. Das gleiche gilt für Geld, Hass, Mitleid und alle
anderen Formen markanter Beachtung, mit Ausnahme der Liebe.
Alle
Menschen wollen das Gefühl haben "es macht etwas aus, dass ich lebe."
Deshalb halten wir alle Ausschau nach Bestätigungen und Zeichen, aus denen wir
schließen können, dass "es etwas ausmacht, dass ich existiere." Jede
zugefügte Unbill, jeder Streit und jeder Krieg ist Ausfluss des Hungers nach
Anerkennung der Tatsache, "dass ich etwas ausmache." Jedes jemals
begangene Verbrechen ist die Folge dieser Lebensnotwendigkeit. Der Verbrecher
sagt sich im innersten Herzen, "ich mache etwas aus, und wenn mir diese
Gewissheit nicht gütlich zuteil wird, so werde ich euch zeigen, dass man mit
mir zu rechnen hat." Selbst Völker hegen diesen gemeinsamen Gedanken:
"Mit uns hat man zu rechnen. Und wenn eure Worte und Handlungen dies nicht
zum Ausdruck bringen, so töten wir eure jungen Männer, wie wenn es auf sie
nicht ankäme, und das wird euch veranlassen zu erkennen, dass man mit uns zu
rechnen hat."
Dieses
Bedürfnis nach Anerkennung der Tatsache, dass ich wichtig bin, ist nichts
anderes als der Wunsch, geliebt zu werden. Wenn ich geliebt werde, so weiß ich,
dass ich von Bedeutung bin, dass meine Existenz für den oder die Menschen, die
mich lieben, wichtig ist. Ich brauche keinen anderen Beweis. Ich werde geliebt,
das genügt.
Ich
habe einen Körper, eine Persönlichkeit, Verstand und Geist. Ein kleines Kind
wohnt in mir; es
ist der
kindliche verwundbare Teil meiner selbst. Alle diese "Teile" bedürfen
der Liebe, um gesund zu bleiben und zu überleben. Ich bin für sie
verantwortlich. Vielleicht empfange ich Liebe von anderen, vielleicht auch
nicht. Die anderen werden mein Wesen nicht immer billigen oder mir zustimmen.
Oft werden sie mir sogar zu verstehen geben, dass sie mich für völlig
bedeutungslos halten. Jedoch dieses eine weiß ich:
ICH
WERDE GELIEBT.
0b
ich mich geliebt weiß, ist mein Entscheid und meine Verantwortung. Ich
akzeptiere die Verantwortung, all das zu lieben, was ICH BIN. Jeden Tag will ich
mehrmals daran denken, dass ich geliebt bin. Ich selber liebe mich. Ich bin mir
selber wichtig, ganz gleichgültig, ob es anderen von Bedeutung scheint oder
nicht, dass ich lebe, und das genügt.
Ich
möchte gewiss von anderen geliebt werden; wenn mich aber auf der ganzen Welt
niemand liebt, bin, ich doch goldrichtig. So habe ich beschlossen: ICH WERDE
GELIEBT. Ich will die anderen lieben und selber geliebt werden. Ich liebe die
anderen, ob sie mich lieben oder nicht. Es gibt keinen Grund, irgend jemanden
meiner Liebe zu berauben. Ich anerkenne aus freien Stücken, wie wichtig es ist.
"dass Du lebst." Ich möchte das den anderen so deutlich zu verstehen
geben, dass sich niemand veranlasst fühlt, seine Wichtigkeit durch bösartige
Handlungen unter Beweis zu stellen.
Der
empfindlichste Mangel in der Welt ist der Mangel an Liebe. Der Hunger nach Liebe
ist die Wurzel aller Verbrechen, auch der Grund aller Schmerzen und Leiden.
Mangel an Liebe und Anerkennung ist auch der tiefere Grund aller Kriege. Hunger,
Armut und Misstrauen sind die Folgen von Liebesersatz und schreien nach wahrer
Liebe.
Liebe
vermag Jedes Übel in der Welt zu ändern, den Krieg zu verhindern und Frieden
zu bringen. Liebe ist der geheime Weg, eine Gesellschaft ohne Verbrechen
herbeizuführen. Liebe kann eine ausgeglichene Verteilung der Güter dieser Erde
bewirken und allen zu einem menschenwürdigen Dasein verhelfen. Da wo die
Wohlhabenden die Habenichtse lieben, gibt es keine Armut.
Heute
mache ich die Liebe zu meiner Pflicht. Ich will mithelfen, die Erde zu verändern.
Ich kann
schon heute im
Himmelreich leben. Es ist dies ein Bewusstseinszustand, in welchem ich mich
geliebt weiß und andere vorbehaltlos liebe. Von heute an liebe ich mich selbst.
Ich
liebe, was ICH BIN. Ich liebe nicht all das, was ich getan habe. Ich Liebe meine
Fehler nicht, aber ich würdige das, was ich aus ihnen gelernt habe, und Liebe
mich, auch wenn ich Fehler mache.
Ich
vergebe all denen, die mich nicht lieben und vielleicht nicht lieben können.
Ich liebe sie
trotzdem.
Heute
entlasse ich meine Familie, meine Freunde und meinen Ehepartner aus der Tyrannei
meines
Hungers nach
Liebe. Nicht länger werde ich ihnen durch Worte oder mein Verhalten zu
verstehen geben:
"Ich
brauche Deine Liebe; ich bin verletzt und werde böse, wenn Du mich nicht
liebst."
Von
heute an liebe ich mich selbst.
ICH
LIEBE MICH.
ICH
BIN GELIEBT
ICH
BIN GELIEBT UND ES IST WUNDERBAR.
WEIL
ICH MICH LIEBE, BIN ICH FREI, DICH ZU LIEBEN.
ICH
BIN GELIEBT UND ICH BIN DANKBAR.
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